Über die Emschertalbahn zum Baldeneysee

Einmal im Jahr muss man den Weg als Ziel in den Vordergrund stellen, so auch am 15. Oktober, wo die Museumseisenbahn Hamm erst die nördlichen Bereiche des Ruhrgebiets bereiste, entlang vieler Landmarken, die Bergbau und Schwerindustrie hier hinterlassen haben einschließlich der letzten aktiven Kokerei Deutschlands, um dann am Baldeneysee sozusagen zur Wiege des Kohlebergbaus und damit der Basis der industriellen Entwicklung in den letzten 250 Jahren zu gelangen. Passend zur Fahrtroute haben wir unsere 212 079-8 vor den Zug gespannt, die auf einem größeren Teil der Strecke lange Jahre heimisch war und z.B. mit den gleichen dreiachsigen Wagen von Dortmund nach Borken an die holländische Grenze gefahren ist oder von Essen über Kettwig nach Düsseldorf.

 

in Dortmund-Rahm (C) H. Reike

Die Fahrtroute sollte so weit wie möglich entlang der Emschertalbahn verlaufen, die in Dortmund beginnt und in Duisburg-Ruhrort am Rhein endet. Bis Oberhausen-Osterfeld haben wir auf diese Weise die Zeche Zollern, etwas außer des Sichtfelds, gestreift, haben erstmals mitten im Ortskern von Castrop-Rauxel am Münsterplatz auch Dank Unterstützung durch die Lokalpresse mehr als ein Dutzend Fahrgäste aufgenommen, und sind dann entlang der Zeche Unser Fritz in Wanne-Eickel, wo man den gewaltigen Malakowturm in den letzten Jahren hinter einer ebenso gewaltigen Lärmschutzwand versteckt hat, so dass er kaum noch zu sehen ist, das Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck als letztem aktiven Dampflokwerk im Ruhrgebiet, die ehemalige Zeche Nordstern sowie die Kokerei Prosper in Bottrop gesehen. Das alles dicht beieinander praktisch um Fünf-Minuten-Takt.

Das Highlight in Oberhausen, wo wir dann auf die Walzwerkstrecke abgezweigt waren, ist der berühmte Gasometer, seit fast 25 Jahren nach Stilllegung der Oberhausener Hütte eine einmalige Ausstellungshalle, 120 Meter hoch, mit einer Aussichtsplattform auf dem Dach: „Stehse auf‘m Gasometer im Sturmesbrausen, und alles, watte siehs, iss Oberhausen“, haben schon die Missfits getextet. Muss man erlebt haben.

Wir fuhren heute nur dran vorbei, um dann auf direktem Weg über den Rhein und die Haus-Knipp-Brücke nach Moers als westlichsten Punkt der Fahrtroute zu durchfahren und dann gleich bei Rheinhausen, auch ein Ort, in dem Industriegeschichte geschrieben und gleichzeitig die Wende zu modernen Zeiten als modernem Logistikstandort für Schiene, Wasser und Straße geschafft wurde, wieder zurück auf die östliche Seite zu gelangen. Dann ging es zügig nach Essen und über die S-Bahn hinunter zum Baldeneysee.

 

Ausstieg an der Villa Hügel und Blümchen im Gleis in Kettwig, beide (C) B. Walbersloh                                                                                 

Am Hp. Hügel, vom alten Krupp persönlich gewünscht und bezahlt, weil er die Kutschfahrten zu seinem Stahlwerk leid war, stiegen die meisten Fahrgäste aus. Neben der Villa Hügel samt Park als Ziel bestand hier auch die Möglichkeit, letztmals in diesem Jahr mit der Weißen Flotte Baldeney eine Seerundfahrt zu machen. Weitere Fahrgäste verließen uns in der 1.200 Jahre alten Stadt Werden, das ebenfalls mit vielen Sehenswürdigkeiten samt Kloster aufwarten kann.

Zur Abstellung haben wir den Zug dann noch nach Kettwig gebracht, wo man nach einem längeren Fußmarsch in die Altstadt von Kettwig gelangen konnte.

 

Eindrücke aus Kettwig, beide (C) B. Walbersloh

Kurz nach 17 Uhr stand der Zug wieder zur Rückfahrt bereit, die dann etwas verkürzt verlief. Statt über den Rhein fuhren wir direkt über Oberhausen und bis Herne dann über die Köln-Mindener Eisenbahn, ehe es rechts ab wieder nach Castrop-Rauxel Süd ging, um die dortigen Fahrgäste aussteigen lassen zu können. Kostenlos dazu gab es vorher noch eine umständliche Bahnhofsrundfahrt im Rangierbahnhof von Wanne-Eickel, die zwar für Streckensammler sehr interessant, aber leider auch etwas zeitfressend war. Wegen der teilweisen Eingleisigkeit der nachfolgenden Strecke waren wir deshalb nicht so begeistert. Allerdings gewährte man uns dann Vorrang vor dem entgegenkommenden Regionalzug, was die Auswirkungen für uns im Rahmen hielt.

In Dortmund und in Kamen stiegen weitere Fahrgäste aus, ein wenig mussten wir wegen des starken planmäßigen Verkehrs gedulden, und letztlich kamen wir mit gut zehn Minuten Verspätung in Hamm an. Der Zug war schnell geräumt und viele zufriedene Fahrgäste machten sich auch hier auf den Heimweg.

Und abends in Dortmund Hbf (C) B. Walbersloh

Für die Museumseisenbahn begann die Rückfahrt zum Betriebsgelände, währenddessen die Sammlung des Mülls und die Abrüstung des Bistros durchgeführt wurden. So konnte der Zug schnell auf sein Abstellgleis rangiert und die Lok abgestellt werden.

Gegen 21 Uhr, 1 ½ Stunden nach der Ankunft in Hamm, war dann auch für die Zugbesatzung Feierabend.

Insgesamt ging es diesmal etwas ruhiger auf dem Zug zu, da weniger Fahrgäste als bei der Moselfahrt dabei waren, trotzdem waren wir insgesamt mit dem Zuspruch und auch mit dem Umsatz im Zugbistro zufrieden waren.

Nun folgt noch die längst ausverkaufte Weihnachtsmarktfahrt nach Bremen, danach die Nikolausfahrten, für die soeben die letzten Fahrkarten im Angebot sind, und dann ist die Saison 2023 Geschichte. Aber bis dahin vergeht noch ein wenig Zeit.