Über fünf Rheinbrücken sollte es gehen …

  

   Das Ziel: mal modern, ...                                                          ... oder historisch fast korrekt

… leider wurden es nur drei.

Aber von vorn: Wieder einmal herrschte Kaiserwetter, wie so oft auf unseren Touren. Punkt 10 Uhr ging es mit unserem Krokodil, der 194 158-2 und den sechs Wirtschaftswunderwagen, dem Umbauwagenzug der 50er Jahre, im Hammer Hbf los, um eine besondere Rundfahrt zu erleben.

Ganz nebenbei feierte die Lok an diesem Tag ein besonderes Jubiläum: Vor genau 35 Jahren am 29. Mai 1988 hat sie bei der Deutschen Bundesbahn den allerletzten Zug abgestellt, der von der BR 194 gefahren wurde. Danach war die Ära der Vorkriegselloks bei der Bundesbahn beendet. Mit viel Glück ist sie danach mindestens zweimal dem Schneidbrenner entgangen und um 1995 im fernen Ostfriesland bei einem Schrotthändler von ihrer Eigentümerin Barbara-Birgit Pirch (heute: Brunne) gekauft und mit viel Mühe und Arbeit und vor allem aber viel Liebe zum Detail restauriert worden. Nachdem sie einige Jahre von ihr noch einmal im regulären Güterzugdienst eingesetzt wurde, verbringt sie nun ihren Ruhestand als Leihgabe bei der Museumseisenbahn Hamm mit gelegentlichen Ausfahrten.

Begegnung in Wanne-Eickel (C) M. Eifert

Wieder zurück zur Fahrt: Nachdem die üblichen Zustiege entlang der Cöln-Mindener Eisenbahn absolviert waren, sollte es kurz darauf über Güterzuggleise nach Moers gehen und dabei im Norden Duisburgs die sog. Haus-Knipp-Brücke befahren werden, die nördlichste noch bestehende Rheinbrücke in Deutschland. So geheißen nach einem Gutshof gleichen Namens, der der Brücke weichen musste.

Dazu kam es leider nicht, weil wir wegen einer Betriebsstörung plötzlich eine Umleitung angeordnet bekamen. Damit fiel auch die Rheinhausener Rheinbrücke aus, über die wir wieder auf die östliche Seite zurück gewechselt wären. Auf beiden Brücken wäre ein weiter Blick über den Fluss und die anliegende Kultur-, aber auch Industrielandschaft möglich gewesen. So ein Ärger, zwei Attraktionen weniger auf dem Weg. Zum Glück hatten wir wenigstens schon alle Fahrgäste im Zug, die ganz überwiegend Verständnis für diese ungewollte Abkürzung der Fahrtroute zeigten.

Es ging nun direkt auf Düsseldorf zu, wo wir den geplanten Reiseweg wieder erreichten und in Düsseldorf-Hamm die jüngste der Rheinbrücken, die erst Mitte der 80er Jahre im Zuge des Ausbaus des S-Bahn-Netzes auch auf der linksrheinischen Seite entstanden war und eine ältere Brücke ersetzte, also mit knapp 40 Jahren noch ein Jungspund ist.

bei Neuss (C) H. Lüdicke

Nun lief es rund. Überwiegend durch flache, ländliche Landschaft fuhren wir südwärts, bei Dormagen wurde ein Werksteil von Bayer durchquert, kurz darauf in Köln-Nippes, schon wieder auf Güterzuggleisen unterwegs, passierten wir das jüngste ICE-Werk der Bahn, das für die immer größer werdende Fahrzeugflotte benötigt wird, sowie große Abstellflächen für S-Bahn und Regionalverkehr.

Nun kam auch schon der Kölner Dom in der Ferne in Sicht, den wir auf dem weiteren Weg einmal komplett umrundeten. Es war eine große Stadtrundfahrt westlich an der Innenstadt vorbei, dann durch die Südstadt und anschließend ostwärts drehend auf die Kölner Südbrücke zu, der zweiten, eher unbekannten Kölner Rheinbrücke. Der Ausblick von hier ist schon fast vergnügungssteuerpflichtig, da man linkerhand außer dem Fluss die gesamte Skyline der Stadt sehen konnte, und rechterhand der Uferbereich recht ländlich war, wo wir vor einigen Wochen auf einer anderen Sonderfahrt sogar eine Schafherde beobachten konnten.

Danach ging die Fahrt auch langsam zu Ende, denn nun rollten wir ganz langsam durch den Gbf. Köln-Kalk und dann wieder etwas flotter durch den Deutzer Bahnhof und in angemessen langsamer Fahrt letztlich über die Hohenzollernrücke direkt gerade auf den Dom zu. So wollte es der Kaiser damals. Noch ein scharfer rechter Winkel von Dom und Hohenzollernbrücke weg, und wir standen an Gleis 5, wo unsere Fahrgäste den Zug verlassen konnten.

Einfahrt Köln Hbf (C) M. Ziegler

Nach Räumung des Zugs fuhren wir noch gut einen Kilometer weiter in den großen Kölner Betriebsbahnhof, wo wir für uns ein Abstellgleis reserviert hatten.

Hier traf unsere 194 158-2 mit einigen anderen elektrischen Veteranen der Deutschen Bundesbahn zusammen, wenn auch "erst" aus den 50er und 60er Jahren, aber immer noch im professionellen Einsatz für ein privates Eisenbahnunternehmen unterwegs. Daher wurden erst einmal einige Familienfotos aufgenommen, ehe die 194 dann für die Rückfahrt auf die andere Seite des Zugs wechselte.


Bundesbahn-Familientreffen (C) MEH

Die Rückfahrt war deutlich entspannter: Pünktlich um 18:14 Uhr verliessen wir Köln wieder, diesmal auf deutlich kürzerem Weg über Opladen – wo der inzwischen obligatorische Versuch einer Fehlleitung durch unseren Lokführer im Ansatz verhindert wurde - Hilden und an Düsseldorf vorbei nach Duisburg Hbf. Weiter über Essen Hbf wurde der erste Ausstieg in Gelsenkirchen erreicht. Pünktlich erreichten wir auch die Einfahrt von Dortmund Hbf, wo wir am Einfahrtsignal einige Minuten die sonnenbestrahlten Gebäude der Innenstadt wie das Dortmunder U, das ehemalige Sudhaus der Union-Brauerei und heute u.a. Sitz des Kunstmuseums der Stadt Dortmund, dazwischen der Kirchturm der Petrikirche, das ehemalige Harenberg-Hochhaus sowie verdeckt das eon-Gebäude mit der „Bischofsmütze“ bewundern konnten.

Mit nur sechs Minuten Verspätung erreichten wir um 19:40 wieder den Hammer Hbf. Mit freundlichen Worten wurden wir wieder von unseren Fahrgästen verabschiedet.

Und bei Kamen-Methler kurz vor dem Ziel (C) L. Sanders

Danach „same procedure as last time” und dann war gegen 22 Uhr für die letzten Eisenbahner Feierabend.